Home ENCR und GRELL Jahrestagung in Porto
24.06.2025

ENCR und GRELL Jahrestagung in Porto

Vom 27. bis 30. Mai 2025 fand in Porto, Portugal, das gemeinsame Jahrestreffen des European Network of Cancer Registries (ENCR) und der Group for Cancer Epidemiology and Registration in Latin Language Countries (GRELL) statt.

Über 300 Fachleute aus 30 Ländern Europas und Lateinamerikas diskutierten aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen der Krebsregistrierung. Im Fokus standen die zeitnahe, qualitativ hochwertige Erhebung von Krebsregisterdaten, der Europäische Gesundheitsdatenraum sowie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und digitalen Innovationen im Rahmen der digitalen Transformation.

Aus Baden-Württemberg präsentierte Prof. Dr. Volker Arndt, Leiter des Epidemiologischen Krebsregisters Baden-Württemberg, in der Sitzung „Epidemiologie und klinische Nutzung von Krebsregisterdaten“ Ergebnisse einer umfassenden Analyse konkurrierender Todesursachen in den ersten Jahren nach einer Krebsdiagnose. Von rund 145.000 Todesfällen bei Krebspatientinnen und -patienten entfielen 16 % auf nicht-krebsbedingte Ursachen, am häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung waren die Sterberisiken unter anderem für Infektionen, Lebererkrankungen und Suizid deutlich erhöht – insbesondere bei jüngeren Betroffenen, nach Lungenkrebsdiagnosen und im ersten Jahr nach der Diagnose.

Weitere Ergebnisse aus Baden-Württemberg stellte Dr. Lina Jansen in einem Kurzvortrag im Rahmen der Postersitzung vor. Ihre Analyse zu den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Krebsinzidenzraten in Südwestdeutschland im Zeitraum 2020–2023 zeigte eine insgesamt niedrigere als erwartete Krebsinzidenz – besonders bei älteren Personen. Während ein Rückgang infolge der Lockdowns plausibel ist, bleibt das Ausbleiben eines anschließenden Anstiegs unerwartet. Der Rückgang betraf unter anderem Darm-, Prostata- und Brustkrebs (2020) sowie ab 2021 Lungenkrebs (nur bei Männern). Die Ursachen sind bislang nicht abschließend geklärt. Weitere Untersuchungen sind nötig, um mögliche Einflüsse wie Postpandemieeffekte, Migration oder eine selektive Verringerung der Risikopopulation durch erhöhte COVID-Mortalität zu entflechten. Die Studie zeigt die Bedeutung einer kontinuierlichen Überwachung von Inzidenz und Stadienverteilung.

Der Kongress bot neben fundierten Fachvorträgen zahlreiche Gelegenheiten zum internationalen Austausch – inspirierende Gespräche führten zu neuen Ideen und Impulsen für die Weiterentwicklung der Krebsregistrierung.

telefon
telefon
telefon

mailmailmail

suche
suchesuchesuchesuche